Nach jahrelanger „SOLA-Abstinenz“ konnte ich mich endlich wieder auf ein Großlager freuen! Mein letztes Sommerlager liegt mindestens fünf Jahre zurück – zunächst wegen der Covid-Pandemie, die Lager unmöglich machte; dann, weil mein Vater nach einer Covid-Erkrankung ein Pflegefall geworden war. Meine Mutter und ich haben ihn drei Jahre lang zuhause gepflegt, bis es nicht mehr ging. Anreise: per Bahn, dreimal umsteigen, dann Bus-Shuttle von Herzogenburg zum Lagerplatz.
Nach der Ankunft lief der Aufbau routinemäßig. Wir teilten uns mit Gruppe Schwechat, angereist mit sechs Jugendlichen, Platz und Verpflegseinheit. Bis zum Abend hatten wir nicht nur Hanger und Zelte aufgestellt, sondern auch die Kochstellen mit angebauten Esstischen. Am zweiten Tag vormittags war alles fertig, wir gingen ins einzigartige „Kraxn“-Kino – Kino für alle Sinne! Wir sahen die Bilder aus der Perspektive eines „Reiters“ auf verschiedenen Tieren oder einer Hochschaubahn – und die Tribüne machte alle Bewegungen mit! Besser als „Bull-Riding“! (das „Kraxn-Team“ war schon auf zahlreichen Großlagern im In- und Ausland mit dabei!). Einmal waren wir am „Wasserspielplatz“ baden, vom Lagerplatz ging es einen steilen Weg hinunter zum Kamp.
Abends wurde das Lager bei der großen Bühne offiziell eröffnet. Es gab viele Sketches, die simultanübersetzt wurden – das Königspaar des Waldreiches war über diverse Probleme in ihrem Reich sehr unglücklich, die Teilnehmer sollten ihnen helfen, diese zu lösen. Die CaEx sollten den „Golem“ besänftigen, der den Sumpf im Waldreich ausgetrocknet hatte.
Zum WOIDLA waren schließlich nur 3.100 Teilnehmer statt der erwarteten 3.800 gekommen, was die Veranstalter später vor Kopfzerbrechen stellen sollte. Die Verpflegung wurde, soweit möglich, aus der Region bezogen, Nachhaltigkeit war das Motto des Lagers – aber wie ich später hörte, war der Umgang mit den angelieferten Lebensmitteln manchmal nicht ganz so nachhaltig. Vegetarier und Veganer waren ein bisschen enttäuscht. Am Lager gab es keinen allgemeinen Strom, Handys konnten nur mit Ladeboxen beim Unterlagerleiterzelt aufgeladen werden. Dafür bekam man am Hauptplatz vieles, was das Herz begehrt, es gab einen Greißler, einen WOIDLA-Stand, das Baumhaus, wo man einen Brandstempel bekommen konnte, den Scoutshop, das Pfadfindermuseum. Auch „Zeltstadt“, der Outdoorhändler war da, es gab einen Bankcontainer und ein „Wiener Kaffeehaus“. Zwettler-Limonaden wurden bei den CaEx zum Hit.
Nach der Lagereröffnung kamen zwei Tage mit Gewitter und Starkregen. Die CaEx hatten mit ihrem Platz sehr viel Glück, denn hier hat die Wiese alles Wasser „genommen“. Andere CaEx hatten weniger Glück, auf ihren Lagerplätzen standen kleine Seen, die schließlich in den Abflussgraben gepumpt werden mussten. Unseren GuSp ist es auch nicht gut ergangen, die CaEx halfen ihnen, Gräben an ihrem Platz auszuheben. Die Fähigkeit des Golems wäre nötig gewesen, wo war er?
Dann kamen die Tage mit dem Stufenprogramm, das heißt Workshops für die Wr. Neudorfer CaEx, die an Aktivitäten wie Floßbau, Bumerang, Abseilen vom Kraftwerk, Alpakawandern oder Ukulele spielen teilnahmen. Ich selbst begleitete vier unserer CaEx beim Apfelstrudel backen. Hat wunderbar geschmeckt! Die Mädels, die beim Ukulele spielen mitmachten, nahmen später am Talentewettbewerb teil – und haben gewonnen!!
Am Programm standen anschließend die „OFFSITES“, das hieß: die CaEx machen eine Wanderung, besuchen die dortige Attraktion, können meist dort baden gehen und übernachten in einem Pfadiheim. Die Jugendlichen wandelten Auf den Spuren der Germanen, unternahmen einen Sturm auf die Burg oder versuchten sich beim WOID Cycling (was aber eher in eine Art Triathlon ausartete, denn zu den Rädern mussten sie weit gehen!). Auch Eva und ich waren als Begleitleiter im Einsatz: Eva machte den Besuch des Unternehmens Sonnentor im Kräuterdorf Sprögnitz mit, ich ging von Roith aus, wo es Häuser im Hundertwasser-Architekturstil gibt, den „Hundertwasser“-Wanderweg. Ich habe gesehen: ich bin nicht mehr der Jüngste und war nach der Pandemiezeit eher das Radfahren als lange Wanderungen auf harten und steinigen Wegen gewöhnt! Als Abschluss gingen wir zum „Wurmhof Thaller“; dort machten wir einen „Glückswächter“ (= ein Holzstab mit Verzierungen) und bekamen eine Führung – die dortigen Regenwürmer werden zur Humusproduktion eingesetzt! Michi war während dieser Zeit mit dem Vorbereiten des Biber/WiWö-Tages voll eingedeckt!
In den letzten Tagen war programmtechnisch nicht mehr so viel los. Sonntags war Besuchertag, unsere CaEx konnten vormittags die diversen Stationen bei anderen Gruppen besuchen und boten am Nachmittag die „Zuckerlschleuder“ für kleine Besucher an. Es war sehr heiß, einmal ging Michi mit einem Teil der CaEx schwimmen, wer nicht wollte, konnte am Lagerplatz chillen. In der „lauten Nacht“ spielte auf der Bühne die Band Coffee Rush auf und hat ein wirklich gutes Konzert geboten! Jugendliche und Leiter gingen voll mit der Musik mit! Darauf folgte die „leise Nacht“ mit gemütlichen Lagerfeuern, Werwolfaktion oder Blackstories. Jede Stufe hatte auf ihrem Lagerplatz eine eigene „Abendgastro“, in der man etwas essen und trinken konnte, es gab dort Musik. In der Leitergastro spielten auch diverse Livebands auf – von Blues bis Austropop wurde vieles geboten!
Letzter größerer Lagerhöhepunkt war am Dienstag abends die „Küche der langen Löffel“: jeder kochte etwas, was er an der Lagerstraße anderen Gruppen zum Verkosten anbot. Bei manchen Tischen bildeten sich da sehr lange Warteschlangen! Am Mittwoch, dem vorletzten Tag, bauten wir schon die CaEx-Zelte und die Kochplätze ab. Abends gab es die Schlussfeier, das Königspaar des Waldreiches war glücklich, weil alle Probleme in ihrem Reich gelöst waren. Anschließend heizte ein DJ den anwesenden Jugendlichen noch ordentlich ein!
Alles in allem war es ein schönes Lager, aber nach zehn Tagen freuten sich alle wieder aufs Nachhausekommen!
Geschrieben von: Stefan