RaRo SOLA 2019 – Pula Kroatien

Zwanzig Jahre nachdem die Pfadis Wr. Neudorf erstmals Fuß auf die Insel Veruda bei Pula gesetzt hatten, wurde diese ein drittes Mal von RaRo heimgesucht.

Nach einer zehnstündigen Busreise erreichten wir am Donnerstag, 11.7.2019, den Pula`er Busbahnhof. Hier bauten wir prompt unser Erste Hilfe Packerl an, bevor wir einen weiteren Bus zum Hafen nahmen, um mit einer Fähre den letzten Teil unserer Reise an zu treten, die ihr Ziel auf dem Campingplatz der Insel hatte.

Die Insel war umgeben von klarem, blauem Wasser, felsigen Stränden, und leider auch, wie wir relativ bald feststellten, tausenden von Seeigeln. Unser Lagerplatz befand sich am hinteren Teil der Insel, neben französischen Pfadfinder*innen und leider auch der deutschen Jungschar. Sobald wir dort angekommen waren, gab es einen Wettlauf, wer sich den besten Hängematten-Platz unter den Nagel reißen konnte, denn Hängematten gab es viele, auch viele verschiedene. Die Variation reichte von selbst geknüpft, über Hofer Hängematte bis hin zu High-Tech-mit-Moskitonetz-Doppelhängematte (welche einen aber nicht trocken hält, wenn man im Regen darin schläft, wie jemand von uns herausgefunden hat).

Da wir im Bus nur mit Rucksäcken reisten und unsere Zelt (hoffentlich) am Abend kommen würden, bauten wir einen Unterstand aus den Planen, die wir mit hatten, und hofften einfach, dass es nicht regnen würde. Danach hatten wir nicht mehr viel zu tun, und einige von uns gingen zum Strand hinunter, wo ein historisches Ereignis zu beobachten war: Zum ersten Mal seit Menschengedenken traute Timon sich ins Wasser. Leider forderte dies seinen Preis: Innerhalb kürzester Zeit fanden drei Seeigel Kontakte statt (Anm. nicht von Timon). Danach beschlossen wir, uns nach einem besseren Platz zum Schwimmen umzusehen, und fanden eine kleine Bucht in der man nicht nur Seeigel-frei schwimmen, sondern auch Klippen springen konnte.

Nachdem wir nicht nur noch keine Zelte, sondern auch noch keine Patrullenkiste hatten, grillten wir am ersten Abend auf den Grillplätzen. Während dem Essen kamen Alina und Leiter Paul mit unserer Ausrüstung an, und zwei Zelte wurden noch aufgebaut, bevor der Rest beschloss, die Nacht einfach unter dem Sternenhimmel zu verbringen.

Die nächsten zwei Tage wurden, nachdem wir von der deutschen Jungschar um 8 Uhr lauthals mit schlechten bis sehr schlechten Schlagern aufgeweckt worden waren, hauptsächlich mit Aufbau, Essensbesorgung, Schwimmen und Schnorcheln verbracht, sowie einer kleinen Insel Erkundungstour. Da die gesamte Insel ein Campingplatz ist, waren Klos, Duschen, Grill- und Lagerfeuerstellen überall verteilt. Die meisten Duschen waren kalt, die warmen Duschen waren a.) weit weg und b.) im Freien – insofern konnte man sich aussuchen, in welche Richtung man sich abhärtet („das einzige was ich auf diesem Lager verloren habe, ist mein Schamgefühl“).
Am Freitag wollten wir außerdem ein Eröffnungslagerfeuer machen, was jedoch leider nicht möglich war, da die Franzosen die Lagerfeuerstelle besetzt hielten. Aber dadurch ließen wir uns die Stimmung nicht verderben, und organisierten innerhalb kürzester Zeit einen Ersatz und revolutionierten nebenbei das Lagerfeuer: Wir bauten mit Holz ein klassisches Lagerfeuer in der Mitte unseres Lagerplatzes, und legten Georgs LED-Glühbirne in die Mitte. Somit war das Lagerfeuer-Feeling (halbwegs) da, aber ohne Brandgefahr.

Am Sonntag kam Christoph mit den lang erwarteten Campingsesseln an, jetzt konnte das Lager richtig losgehen. Georg organisierte eine Schnitzeljagd durch die Stadt Pula, bei der wir unter anderem interessante Graffitis finden, sowie zu einem traditionellen kroatischen Volkslied tanzen mussten. Außerdem fanden wir dabei ein Street-Food Festival und stellten fest, dass die Kroaten*innen ein anderes Verständnis von „Sorbet-Eis“ haben als wir Österreicher*innen („In Croatia, Sorbet is always, Ice with V****“). Am Abend wurden wir mit Pizza und Fisch belohnt.

Schon bevor feststand, wohin uns unser SoLa dieses Jahr führen würde, erzählten uns unsere Leiter von „der Ratteninsel“, und als sich unser Plan verfestigte, wurden auch ihre Warnungen lauter. Doch manche Fehler muss man selbst machen …

Ungefähr 300 Meter südlich von unserer Campingplatzinsel gab es eine weitere Insel. Sie ist wesentlich kleiner und es gibt dort überhaupt keine Menschen oder Zivilisation. Was es dort dafür gibt, sind Ratten. Das wurde uns erzählt, wir wurden gewarnt, und trotzdem wollten wir unbedingt dort übernachten.
Am Montag haben wir begonnen ein Floß zu bauen, aus einer alten Palette und Plastikflaschen. Die Flaschen der kroatischen Eigenmarke „Naturradler“ passten sogar perfekt von der Größe. Dann knüpften wir ein Netz (#survivalskills) und befestigten so die Flaschen. Nach einem kurzen Testrun im Wasser befestigten wir weitere Flaschen an den Rändern, um eine bessere Stabilität zu gewährleisten.

Aus verschiedensten Gründen verzögerte sich die Abfahrt um einige Tage, diese vertrieben wir uns unter anderem mit Mafia, Werwolf, Pfadi-spezifischem Werwolf (FSK RaRo), Pfadi-spezifischem Cards against Humanity, Vorlesen, Messerwerfen, Slack-linen, selbst gefangenen Seeigel roh essen, selbst gefangene Muscheln angebraten essen, Nackt- äh, Nachtschwimmen, u.ä.

Da, trotz aller Warnung unserer Leiter, relativ viele von uns auf der Ratteninsel (wir wissen übrigens nicht, wie diese Insel wirklich heißt) schlafen wollten, teilten wir uns in zwei Gruppen. Gruppe 1 (Luca, Jojo, Alex, Meli) packten am Mittwoch ihr nötigstes Gepäck (Schlafsäcke, Handtuch, Wechselgewand, Essen, Klopapier und Hängematten, hier haben wir voraus gedacht, da unsere Leiter damals am Boden geschlafen haben, dachten wir, wir lernen aus ihren Fehlern und nehmen Hängematten mit) in Drybags und Müllsäcke, das Ganze dann in eine Plane, die dann mit Seilen und einer Netzhängematte auf dem Floß befestigt wurde. Dann schnappten wir uns eine Luftmatratze, die Baywatch-Boje, eine GoPro, und machten uns auf den Weg. Die ca. 300 Meter durchs Meer waren kein Problem, und am frühen Abend erreichten wir ohne Zwischenfälle das Ufer der Ratteninsel. Nach einem Rundgang um die Insel fanden wir schließlich einen wunderbaren Lagerplatz auf der anderen Seite der Insel. Wir bauten unsere Hängematten auf und verstauten den Rest rattensicher in einem Bündel, das wir an einem Seil in der Mitte des Platzes ca. 1m über dem Boden baumeln ließen, dann setzen wir uns an den Strand um im Sonnenuntergang Abend zu essen. Da entdeckten wir die erste Ratte. Es war die erste von vielen. Sobald es dunkel wurde, begann es im Gebüsch zu rascheln, und wir stellten fest, dass sich die Ratten auch nicht von unseren Hängematten aufhalten ließen. So wachte Jojo einmal mit einer Ratte am Kopf auf, und Meli konnte gar nicht schlafen. Einzig Alex in seiner High-Tech Hängematte verbrachte eine halbwegs ruhige Nacht. Nachdem wir also am nächsten Morgen mit viel Reue aufstanden, packten wir unsere Sachen wieder zusammen und machten uns auf den Weg zurück zum Lagerplatz, um unseren Leitern zu gestehen, dass sie Recht gehabt hatten und wir auf sie hören hätten sollen.

Während dieser Teil der Gruppe also einen riesigen Fehler begang, machte der Rest der Gruppe (zum ersten Mal auf diesem Lager) ein Lagerfeuer und einige Interessierte (Flo, Martin, Cat, Sarah) machten sogar das Wacheabzeichen.

Trotz unseres Erfahrungsberichtes brach einen Tag später auch die zweite Gruppe (Timon, Martin, Ahmed, Sarah, Maya) auf, um eine Nacht auf der Ratteninsel zu verbringen.

Das Prozedere war das gleiche wie bei der ersten Gruppe. Wir packten unsere Sachen sicher ein, schwammen rüber, wählten zufälligerweise den gleichen Schlafplatz wie die Gruppe vor uns, was uns erst klar wurde, als wir uns am Abend das Horrorvideo auf der GoPro angesehen hatten. Aus irgendeinem Grund hatte Ahmed keine Hängematte mit und so blieb ihm keine andere Wahl, als auf dem Boden zu schlafen. Um 21:00 versuchten wir mit unseren Leitern zu morsen, was sich allerding als sehr schwierig erwies, da uns aus 5 verschiedenen Richtungen zurückgemorst wurde. Glücklicherweise konnten wir sie dennoch lokalisieren. Nachdem wir fertiggemorst hatten und wir keine Antworten mehr bekamen gingen wir zu unserem Schlafplatz. Unterwegs war das Rascheln der Ratten nicht zu überhören. Wir legten uns in die Matten und warteten auf die Ratten, doch sie kamen nicht… Irgendwann schliefen wir ein und am nächsten morgen konnte keiner eine spannende Geschichte erzählen denn es gab keine – nicht einmal vom Ahmed der am Boden schlief. Also packten wir unsere Sachen, schwammen rüber und erzählten den anderen das ernüchternde Erlebnis.

Als die zweite Gruppe schließlich unversehrt von der Ratteninsel zurückkam, war bereits der letzte Tag vor der Abreise angebrochen. Traurig begannen wir, unser Lager abzubauen und bereiteten uns darauf vor, die Nacht wieder unter freiem Himmel zu verbringen, da Christoph mit den Zelten bereits am Abend abreisen würde und Leiter Paul schon ein paar Tage früher gefahren ist. Am Abend fand traditionell ein Abschlusslagerfeuer statt, bei dem die Wacheabzeichen verliehen wurden und die ein oder andere emotionale Rede gehalten wurde, da es für manche tatsächlich das allerletzte Lager war. Das Singen fiel etwas spärlich aus, da fast die Hälfte der Leute Halsweh hatte und/ oder heißer war. Da wir am nächsten Tag relativ früh abreisen mussten, suchten wir uns relativ früh einen Schlafplatz, manche schliefen in Hängematten, am Strand oder einfach nur in der Mitte des Lagerplatzes. (Anmerkung: am Strand schlafen klingt romantisch, ist aber einfach nur sehr nass).

Die Abreise verlief glatt, aber, aufgrund vergangener Ereignisse, hatten wir bis zu dem Moment, in dem wir alle tatsächlich im Bus saßen, Angst, dass der Bus überbucht wäre und wir am Busbahnhof gestrandet wären (RIP Maribor). Ein paar Stunden später wäre das manchen von uns vielleicht sogar lieber gewesen, denn 11 Stunden Busreise sind, bei vollem Bewusstsein, nicht gerade das, was wir als #freshy bezeichnen. Irgendwann blieben zum Zeitvertrieb nur noch schwachsinnige Online Quizes und einfach die Hoffnung, irgendwann anzukommen. Gegen Mitternacht, des 21. Julis erreichten wir schließlich verschwitzt und dreckig die Endstation, und waren überglücklich, einfach nur nach Hause zu kommen, um eine normale Dusche und ein Bett benutzen zu können.

RaRo: A NEW HOPE

PS: Paul ist der Retter unseres Lagers und rettete das SoLa!

geschrieben von: RaRo