Pfadis unter Bäumen – GuSp SoLa 2007

Dieses Jahr hatte sich die Gruppe Wr. Neudorf eine ganz besondere Aufgabe gestellt: „die Einrichtung und Eröffnung eines Naturparks bei Ritzing“. 43 Kinder und Begleitführer aller Altersstufen machten sich vollmotiviert auf, um dieses Reservat aufzubauen und verschiedenste Abenteuer zu bestehen. Wir, die GuSp, übernahmen die Aufgabe der „Parkwächter“ – wir nannten uns die „Park Rangers“.

SOLA Ritzing 2007 – Sichtweisen der GuSp

Vortrupp

Am Mittwoch, dem 11.7., kamen wir zu Mittag an in Ritzing/Bgld. an. Der Lagerplatz war eine große Wiese, im benachbarten Wald waren noch zwei kleinere gerodete Plätze mit Feuerstellen. Das zugehörige Haus, in dem die WiWö schliefen, sah malerisch aus und war rustikal, aber gemütlich. Leider war es aber auch ziemlich klein, es gab keinen ausreichenden Aufenthaltsraum. Der Kastellan Dieter Mastnack (er betreut in seiner Freizeit das Areal) erzählte uns, dass nahe der Grenze in der Zwischenkriegszeit ein Bergwerk betrieben wurde. 1927 wurde die Waldschule Helenenschacht errichtet, in der Kinder der Bergknappen Unterricht bekamen. Nach dem Aufstand in Ungarn 1956 wurde der Betrieb eingestellt, die Häuser wurden abgerissen oder dem Verfall preisgegeben. Die „Waldschule“ ist das letzte Gebäude, das von dieser Siedlung übrig ist. Nur wenige hundert Meter vom Lagerplatz entfernt ist die ungarische Grenze – jeden Tag kommen mehrmals Soldaten und Bundesheerfahrzeuge vorbei. Ritzing selbst ist ein kleinerer Ort, in dem aber in den letzten Jahren viele Zweitwohnsitze entstanden sind. Sehr viele dort parkende Autos haben ein „W“ am Kennzeichen. Es gibt dort mehrere Wirtshäuser, einen recht gut sortierten Greißler, einen Bäcker und einen Fleischhauer, der ebenfalls Backwaren führt. Ein Postamt ist erst im benachbarten Lackenbach. Beim Ort gibt es ein Seebad mit einer tollen Wasserrutsche. Kaum zu glauben, dass es der Fußballverein Ritzing in die Regionalliga Ost geschafft hat (heuer ist er leider wieder abgestiegen). Dieter sagte, dass der ganze Ort etwas fußballverrückt ist und dass in der sonntäglichen Messe auch die Ergebnisse verlesen werden. Übrigens, auch der Pfarrer soll ein Original sein: witzig, engagiert und bei allen Festen mit vorne dabei. Nachdem wir die nötigste Infrastruktur (Hanger und Lagertor, dieses blieb aber unvollendet) aufgestellt hatten, konnten wir uns etwas die Gegend ansehen. Wer behauptet, das Burgenland sei bretteleben, ist noch nicht hier gewesen. Das Land ist hügelig mit teilweise beachtlichen Steigungen, es gibt hier sehr viel Wald. Direkt an den Lagerplatz grenzen die riesigen Esterhazyschen Besitzungen. Beim Abgehen der Hikerouten sahen wir zahlreiche komfortable Schussschneisen – ein Paradies für wohlhabende Wochenendjäger, die sich einen Abschuss viel kosten lassen!

Aufbau

Am Samstag, den 14.7., kam am Nachmittag endlich der Bus mit den Kindern an. Vorbei war es mit der beschaulichen Ruhe! Ich staunte, wie toll die GuSp beim Aufbau bei der Sache waren. Ich habe selten in all den Jahren ein Lager erlebt, bei dem die Patrullen so schnell und selbständig ihr Zelt aufgebaut haben. Da können sich die Begleitführer bald rein aufs Vorbereiten und Durchführen des Programms beschränken, den Rest schaffen die Kinder ganz alleine. Abends gab es noch ein kleines Geländespiel, das auch ein gutes Training für angehende Park Rangers ist. Wer schafft es, sich ungesehen an den Wächtern vorbei zum Kübel mit den Gummibärlis zu schleichen? (kleiner Tipp: beim Beschleichen in der Nacht Taschenlampen abdrehen!). Nach einigen Versuchen gelang es doch jedem, etwas zu ergattern. Am Sonntagvormittag standen die Kochplätze sehr schnell. Doch nun war es mit dem bewölkten und angenehm kühlen Wetter vorbei. Ab nun stand uns eine nordafrikanische Strömung und somit Affenhitze ohne Ende ins Haus. Irgendwann nach dem Frühstück war die feierliche Eröffnung des Naturparks. Der Initiator Sepp Wichtiger (ein Urtiroler, gespielt von Georg) und sein Assistent Uwe Helferlein (ein schwäbischer Austauschpraktikant, dargestellt von Axel) schnitten feierlich das Band durch. Dann war für alle noch Fototermin – nach Abschluss der Parkwächter-Ausbildung bekam jeder einen entsprechenden Ausweis! Das Gatschen für die Kochstellenöfen war nicht mehr so lustig. Aus diesem Grund gingen wir am Nachmittag ins Seebad Ritzing. Das ganze Gelände rund ums Seebad war ein einziger riesiger Parkplatz – ich glaube, das halbe Mittelburgenland war da auf den Beinen! Jedenfalls war es für alle eine angenehme Abkühlung und die Gelegenheit, die lange Wasserrutsche auszuprobieren. Leider wurde es sehr spät – nachdem die GuSp fertig gebaut, Palatschinken gemacht, gegessen und abgewaschen hatten, war schon Nachtruhezeit.

Gemeinschaftstag

Am Montag stand eine gemeinsame Ausbildungseinheit auf dem Programm. Jeder, der Parkwächter werden wollte, musste dieses Programm an den verschiedenen Stationen mitmachen. Da auch Teamfähigkeit gefragt war, wurden Gruppen gelost, in denen alle Altersstufen vertreten waren. Bei den Stationen gab es bis zu fünf „Goldmünzen“ (aus Holz) zu verdienen. Das Training war recht lustig: Riesenmikado, Leintuch gestalten, Bungee running, Kimspiele, Extreme Activity. Erfrischend war der Wasserparcours: ein Tablett mit Bechern voll Wasser balancieren, während man mit Bällen beschossen wird und als Abschluss ein Sprung ins wassergefüllte Schlauchboot. Der Höhepunkt war zweifellos die „GeilAufSeil“-Station: zuerst eine Holzplattform überklettern, durch den Planentunnel kriechen, über einen Steig aus Rundlingen balancieren (als Geländer dient ein Seil), dann mit der Schaukel ins Ziel springen. Irgendwann am Nachmittag keuchte Uwe Helferlein ins Lager: als der Sepp W. auf die Latrine ging, hatten Unbekannte die Rückwand aufgeschnitten und ihn gekidnappt. Wenig später waren im Lagerbriefkasten drei verschlüsselte Botschaften. Es waren Lösegeldforderungen, in denen die Punkte bezeichnet waren, an denen die Geldsäcke deponiert werden mussten. So wurden alle ihr schwer verdientes Geld schnell wieder los! Doch der Uwe legte die Gangster hinein: er markierte das Lösegeld, und die Gangster hinterließen somit Farbspuren. Nach kurzer Verfolgungsjagd waren die Bösewichte gestellt und der Wichtige Sepp befreit. Beim großen Lagerfeuer bekamen alle endlich ihre P.U.B.-Ausweise. Sepp und Uwe erzählten von ihren Reisen in Naturparks von allen möglichen Ländern und stellten die landestypischen Tänze (alles zum Mitmachen) vor.

Ranger-Olympiade

Nach der überstandenen Ausbildung wollten die Senior Rangers (GuSp-Leiter) wissen, wie gut die neuen Junior-Ranger wirklich waren. Beim ersten Bewerb (Pfaditechnik: Nageln, Kreuzbund, Knoten machen, Sägen) ging es extrem knapp zu. Bestzeit markierten die „Drachen“, die um ganze 10 Sekunden schneller waren als die „Rotfalken“. Der dritte Platz blieb den Frettchen, die beim Kreuzbund gewisse Probleme hatten. Sehr kreativ waren die Mädels, die ein Österreich-Quiz zusammenstellten und schöpferisch tätig waren. Die Burschen und Mädels waren sportlich unterwegs und spielten Fußball (2 gegen 2 auf ein Tor, Spieldauer 10 min.). Das Team Pauli/Kathi siegte gegen Michi/Christian dank des besseren Zusammenspiels verdient mit 1:0. Dann überdachten sie ihre Kochstelle – eine kluge Idee! Mittags war Rekordhitze – in Neusiedl wurden an diesem Tag 39°C gemessen. Da gab es nur eins: ab ins Bad! Da wurde fleißig der Sprung vom 1 m- und 3 m-Brett trainiert. Mir passierte leider ein Malheur: ich tauchte bei einem Sprung nicht gut ins Wasser ein, bekam Wasser ins Ohr und hatte auf einmal starke Schmerzen. Das bescherte mir einen nächtlichen Ausflug ins Spital – bei mir war eine Mittelohrentzündung akut geworden. Am Abend lieferten sich die drei Patrullen ein packendes Kochduell. Aufgabe war es, mit Fleisch und Gemüse ein Reisgericht zuzubereiten. Die Rotfalken waren die besten und erfindungsreichsten Köche und siegten in diesem Bewerb überzeugend. Sie zogen mit den bis dahin führenden Drachen gleich, doch die bessere Zweitwertung (Kriterium war die Zeit bei der Pfaditechnik), entschied zugunsten der Mädels. Als Belohnung durfte die führende Patrulle sich zuerst aussuchen, an welcher Position sie den Hike starten wollte.

Auf Expedition

Senior Ranger Axel hatte für die Patrullen eine ganz besondere Aufgabe. Leider waren offenbar Karten und wichtige Unterlagen über unseren Naturpark gestohlen oder verloren worden. Da blieb nichts anderes über, als die Kinder in den Naturpark zu schicken, um die fehlenden Informationen wieder zu beschaffen. Da ich wegen meiner Mittelohrentzündung starke Medikamente nehmen musste, war ich außer Gefecht und konnte die Geschehnisse nur aus der Ferne verfolgen. Die Bedingungen für den Marsch erforderten eine gewisse Zähigkeit (es war schweineheiß!), die Aufgaben waren fordernd. Es war nötig, gut Karten lesen zu können (die Waldwege sind alle unmarkiert) und mit dem Kompass zu navigieren (manche Wegbeschreibungen beinhalteten Gradzahlen). Dann wieder wurde verlangt, zum nächsten Kontrollpunkt selbst den besten Weg zu finden. Um Aufschlüsse über die Tierwelt des Naturparks zu bekommen, mussten die Kinder einen Gipsabdruck einer Tierspur machen. Es gibt dort jede Menge Rotwild und Wildschweine, damit die Jäger im Gut Esterhazy auch etwas vors Gewehr bekommen. Eine lustige Aufgabe war auch dabei: zuerst fand die Patrulle einen Becher mit Wasser, der dann zu einem Punkt zu bringen war, wo das Wasser in eine Flasche zu füllen war. Leider war derjenige, der die Botschaften geschrieben hatte, offenbar zu viel in der heißen Sonne: manche Richtungsangaben stimmten einfach nicht! Dennoch haben es die Drachen auch unter diesen widrigen Umständen geschafft, am Nachmittag ohne Hilfe ans Ziel zu kommen. Die Burschen bogen einmal falsch ab und die Frettchen ließen sich von einer falschen Richtungsangabe irreführen. Letztlich haben die Hikeroutenbetreuer sie auch gefunden und sicher an den Übernachtungsplatz gelotst. Am zweiten Hiketag lief dann alles recht glatt. Der Rückmarsch zum Shuttledienst war relativ schnell und ohne Probleme geschafft – dann ging es ab ins Bad zur letzten Herausforderung. Ein richtiger Ranger muss zeigen, dass er auch mit Booten umgehen kann. Jede Patrulle musste mit dem Schlauchboot den Badeteich überqueren, dann durften alle schwimmen gehen. Im Lager selbst hatten die WiWö ein tolles Buffet für die Heimkehrer gemacht, das allen hervorragend geschmeckt hat. Dann gab es bis zum Schlafengehen Freizeit für die Kinder, alle konnten relaxen.

Ein Badetag

Nach diesem anstrengenden Hike mussten sich alle einmal erholen. Gleich nach dem Frühstück marschierten wir alle los zu einem langen, ausgiebigen Aufenthalt im Bad. Etwas anderes war bei dieser Wüstenhitze auch nicht möglich. Manche nutzten die Gelegenheit, um an ihren Erprobungen für die 2. Klasse zu arbeiten, die anderen gingen schwimmen oder zur Wasserrutsche und den Sprungbrettern. Ein besonderer Spaß war es für die Kinder, Otti wiederholt ins Wasser zu schubsen. Nach dem Schwimmen waren die Senior Rangers bei den CaEx eingeladen. Die Explorer hatten eine richtig festliche Tafel mit Marillenkuchen und Kaffee aufgebaut. An dieser Stelle ein Dankeschön für die nette Einladung! Zum Abendessen brieten die Kinder Pfadiburger. Diesmal haben sie mir wirklich gut geschmeckt. Von früher habe ich sie nämlich immer als ein wenig trocken in Erinnerung. Nachher war ein großes Lagerfeuer, für die WiWö war es der Abschluss des Sommerlagers, es wurden mehrere erste und zweite Sterne verliehen. Sepp Wichtiger moderierte und ernannte seinen Uwe endlich vom Assistenten zum Naturparkleiter. Der Uwe führte daraufhin einen Freudentanz auf – nach so vielen Jahren Assistenztätigkeit hatte er es nun geschafft! Außerdem verkündete er die Sieger des mehrtägigen Wettkampfes der Park Rangers. Es war eine sehr enge Angelegenheit. Gewonnen haben die „Drachen“ mit nur drei Punkten Vorsprung. Die „Rotfalken“, die beim Hike etwas zurückgefallen waren, belegten ex aequo mit den „Frettchen“ den zweiten Platz. Alle haben sich gut geschlagen. Für mich endet an dieser Stelle hier das Sommerlager. Natürlich bin ich traurig darüber, es nicht fortsetzen zu können (mir ging es an diesem Tage endlich deutlich besser), aber nach einer Beratung mit der Lagerleitung habe ich doch eingesehen, dass die Gesundheit das Wichtigste ist. Nun übergebe ich das Wort an Senior Ranger Axel. (Stefan)

Gegen Ende

Nachdem das Hauptkontingent der Park Ranger am Samstag abgereist war, kehrte etwas Beschaulichkeit im Lager ein. Aber nicht sofort. Zuerst musste der Personalmangel durch zusätzliche Infrastruktur ausgeglichen werden. Geld wurde erwirtschaftet, Expeditionen ausgestattet, Rohstoffe gesucht (und auch gefunden) und neue Zwischencamps gebaut. Normaler Weise sind einem Park Ranger solche Tätigkeiten zuwider aber da der Park am Spiel stand begaben sogar wir uns in die Niederungen der Marktwirtschaft. Wie jemand (Name der Redaktion bekannt) am Lager sinngetreu sagte: „Ich bin Idealist. Aber ich darf auch Mensch sein”. Und als Menschen konnten wir den Park vor der totalen Verwahrlosung retten. Von diesem Zeitpunkt an standen die Zeichen eher auf Gemütlichkeit. Nach einer kleinen Andacht konnte jeder den Sonntag dazu nutzen, seine/ihre Allgemein- und Spezialkenntnisse als Park Ranger zu vertiefen (siehe Verleihungen am folgenden Mo). Erwähnen möchte ich noch, dass es kleine Unstimmigkeiten über den Verlauf desselben Abends gibt. Die Senior Ranger sagen „Wir waren gerade mit dem Abendessen fertig und plötzlich war es dunkel”. Schenkt man den Junior Rangern Glauben sind die Seniors vergiftet worden um bei einer Bauverhandlung unzurechnungsfähig zu sein. Geäußert haben soll sich das in gar absonderlichen Verhalten. Angeblich haben die Juniors uns wieder eingesammelt, ein Gegengift gefunden und damit den Tag gerettet. Ich persönlich glaube, dass es da eine andere Erklärung geben muss … Am Montag wurde das Lager abgebaut. Der Park sollte nun in ein reines Naturreservat umgewidmet werden und unsere Dienste wurden hier nicht mehr benötigt. Von so einem Abbautag kann man nicht viel erzählen. Man macht Knoten auf, trägt Bäume durch die Gegend und wenn man damit fertig ist geht man noch mal baden bevor man zum Abschlusslagerfeuer schreitet. Bei eben diesem konnten die GuSp übrigens 2 Halstücher, 2 zweite Klassen und 2 Spezialabzeichen „Beschleichen” verleihen (”2” scheint hier eine magische Zahl gewesen zu sein). Die die wollten konnten dann nachher noch dem absolutem und unbestrittenem Lieblingshobby der Park Ranger frönen: schlafen unter freiem Himmel. Den Dienstag (=Abreisetag) können sie sich so vorstellen wie den Montag. Nur das man jetzt neue Knoten band (nämlich die um die Zeltsäcke), Klumpert zum Materialbus trug und dann nicht mehr ins Bad ging. Dafür wurde gespielt. Über die Heimfahrt selber kann ich leider nichts mehr sagen (war im Materialbus) aber soll bunt zugegangen sein. Das war sie also unsere kurze Zeit im Naturpark Ritzing. Ich glaube es war für alle Beteiligten ein tolles Erlebnis und eine neue Erfahrung (erstes Gruppen SoLa seit weißnichtwann) war. Und natürlich eine prestigereiche Station im Lebenslauf jedes Park Rangers.

Geschrieben von: Gerald